Es wird Zeit, eine Lanze zu brechen für … Wolle
Wer bei Wolle an biedere Alte-Jungfern-Kleidung denkt oder an etwas zu alternative Eso-Hippies, der sollte sein Bild von diesem Wunderstoff updaten. Denn Wolle ist seinen etwas drögen Schuhen längst entwachsen und wird zunehmend sogar für Funktionskleidung verwendet. Und warum auch nicht. Wenn man bedenkt, dass der Mensch Wolle seit über 8.000 Jahren für Kleidung verwendet und das in den kältesten und heißesten Gegenden der Erde gleichermaßen, dann verwundert es nicht, dass dieses Naturmaterial auch modischen Trends standhält. Doch abgesehen von ihrer Tradition, zeichnet sich Kleidung aus Wolle auch durch viele Vorteile aus, die andere Fasern höchstens gut imitieren können!
Die Vorteile von Mode aus Wolle
Die Vorteile von Mode aus Wolle werden deutlich, wenn man sich die Eigenschaften von Wolle einmal etwas näher betrachtet.
1. Wolle ist thermoregulierend
Aufgrund ihrer temperaturregulierenden Eigenschaft ist Wolle ein optimales Gewebe. Als vollständig natürlich atmungsaktiver Stoff, kann Wolle vor Kälte und Hitze gleichermaßen schützen. In warmen Ländern schützt Wollkleidung ihren Träger vor der heißen Außenluft. In kalten Gegenden davor, zu viel Körperwärme nach außen abzugeben.
Anders als angenommen, ist Wolle kein reines Wintermaterial. Auch, wenn man den Lieblingswollpulli eher im Winter trägt. Immerhin ist er kuschlig und weich und warm. Doch Wolle hat auch die Fähigkeit, den Körper beim Sport oder bei sommerlichen Temperaturen kühl zu halten. Verantwortlich für diese Fähigkeit sind die Struktur und das luftige Volumen von Wolle.
Wollfasern können einerseits bis zu einem Drittel ihres Eigengewichtes in Form von Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dabei zu beschweren oder sich nass anzufühlen. Die 85% Luftvolumen in der Gewebestruktur agiert andererseits wie ein Speicher für die Körperwärme. Im Sommer sorgt Wolle so dafür, dass der Körper gekühlt, im Winter dafür, dass er warm gehalten wird.
2. Wolle ist geruchsneutral und schmutzresistent
Nun könnte man meinen, ein Gewebematerial, das Körperwärme speichert, nimmt auch Gerüche an. Doch dem ist nicht so. Tatsächlich ist einer der größten Vorteile von Mode aus Wolle, dass sie weniger geruchsanfällig sind, als viele Fasern, die aus Erdöl synthetisch hergestellt werden. Einer der größten Vorteile von Wolle ist ihre Fähigkeit zur Geruchsabsorption.
Verantwortlich dafür sind bestimmte chemische Komponenten in der Zellstruktur von Wolle. Diese neutralisieren viele Gerüche. So nimmt ein Pullover aus Wolle etwa nicht den Geruch des kalten Zigarettenrauches aus der Lieblingskneipe an und hält sogar Säurebädern stand. Wobei von letzteren ganz grundsätzlich abzuraten ist. Im Wolloutfit wären sie aber theoretisch zu überstehen.
Das Keratin in der Wollfaser und ihre schuppige Oberflächenstruktur sind ein unschlagbares Team im Kampf gegen geruchsbildende Bakterien. Die raue und versetzte Partikelschicht erschweren es den „Stinkern“, sich in der Wolle festzusetzen. Das Keratin hingegen baut die, die es doch schaffen, auf ganz natürlich Weise ab. Das Vorurteil, wonach man in Wolle stinkt, ist damit widerlegt.
3. Wolle ist unerwartet pflegeleicht
Was Wolle so vermeintlich pflegeaufwändig macht, ist, dass die Naturfaser sehr lange braucht, um nach einer Wäsche wirklich wieder bis ins Faserninnere hinein zu trocknen. Das liegt daran, dass Wolle die Feuchtigkeit einschließt. Was bei Hitze und Schwitzen ein Vorteil ist, kann bei einer Wollwäsche als Nachteil ausgelegt werden. Allerdings erfolgt die Wäsche auch nur selten.
Und genau hierin liegt die Pflegeleichtigkeit von Wolle: Eine Wäsche ist nur nötig, wenn die Kleidung aus Wolle wirklich einmal verschmutzt wurde, etwa durch Bratensoße, Ketchup und Rotwein. In den meisten Fällen aber, reicht es völlig aus, die Wollkleidung sorgfältig auszuschütteln und gut zu lüften. Kleidung mit noch weniger Aufwand sauber zu kriegen, geht kaum.
Abgesehen davon, ist Wolle knitterfrei. Egal, wie lange die Wollkleidung also schon im hintersten Eck des Kleiderschrankes verschwunden ist: Einfach dort rausholen, ausschütteln, lüften und anziehen. Passt immer noch perfekt. Und noch ein toller Vorteil von Mode aus Wolle?! Bei Nieselregen ist sie sogar wasserabweisend und hält euch wunderbar trocken.
Gebt der Wolle eine Chance!
Wolle hat eindeutig mehr Aufmerksamkeit verdient. Neben all den genannten Vorteilen, handelt es sich zudem bei Wolle um ein absolutes Naturprodukt, das sich zudem noch besonders weich und angenehm auf der Haut anfühlt. Wenn sie dann noch in eine modische Form gebracht wurde und eine angesagte Farbe erhalten hat, dann ist Mode aus Wolle das ganze Jahr über ein zuverlässiges und kleidsames Material. Außerdem ein zu Unrecht unterschätztes. Diese drei wolligen Looks beweisen das!
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Wissenswertes über Kleidung aus Wolle
Wolle ist das UV-abweisendste Naturmaterial überhaupt. Eine höheren UV-Schutz bietet in der Mode lediglich Polyester. Hierbei handelt es sich aber um ziemlich genau das Gegenteil von Wolle. Polyester mag zwar einen latent höheren UV-Schutz bieten, dafür ist es aber weder atmungsaktiv noch geruchsabsorbierend – eher im Gegenteil. Und um ein Naturprodukt handelt es sich dabei auch nicht.
Wolle lässt sich im nassen Zustand auf fast das Anderthalbfache seiner eigentlichen Größe dehnen. Sobald die Kleidung aus Wolle wieder trocken ist, „schrumpft“ sie zurück auf ihre eigentliche Form und Maße. Daran erkennt man übrigens bei einem Kleidungsstück, ob es sich um echte Wolle handelt! Recycling-Wolle, Mischgewebe und Wolle von Schafen aus schlechter Haltung dehnt sich nach dem Trocknen nicht wieder richtig auf ihr Ausgangsvolumen aus.
Foto von www.thenauticalcompany.com
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